1917 machten sich die russischen Revolutionäre daran, »alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist«, wie es bei Marx heißt. Die Spiel-, Dokumentar- und Trickfilme aus den Jahren 1924 bis 1932 zeichnen das (Wunsch-)Bild der jungen UdSSR: Lebensfrohe, gesunde Arbeiter und Bauern erschaffen eine bessere, humane Gesellschaft. Der Neue Mensch tritt hervor, das Überkommene und Bourgeoise – ob Bürokraten, Alkoholiker oder Obdachlose – soll verschwinden. Mit Witz und Pathos werden in Filmen wie Bett und Sofa oder Der Weg ins Leben sowie zahlreichen Entdeckungen der Alltag und die neuen Familien- und Heldenbilder präsentiert – bevor wenig später der Stalinismus die Utopie zunichtemacht.
Autor*innen: Rainer Rother; Alexander Schwarz (Hg.)
Der große österreichische Kabarettist Helmut Qualtinger hat das Buch nicht nur gelesen, sondern ab den siebziger Jahren öffentlich rezitiert. Bereits 1961 hatte Qualtinger mit seinem Ein-Personen-Stück »Der Herr Karl« das Verleugnen von Antisemitismus und Opportunismus thematisiert und heftige Kontroversen ausgelöst. Auch die Lesung von »Mein Kampf« war eine Provokation. Indem
Qualtinger zwischen Sachlichkeit und schriller Hysterie changiert, entlarvt er den menschenverachtenden Größenwahn des Diktators.
Autor*innen: Helmut Qualtinger
Joan Baez sang im Bunker von Hanoi während der heftigsten Luftangriffe des Vietnamkrieges. Dreißig Jahre später spielte sie als eine der ersten im kriegserschütterten Sarajewo – mit kugelsicherer Weste! Martin Luther King jr. stattete ihr in den 1960er Jahren einen Solidaritätsbesuch in einem kalifornischen Gefängnis ab, als sie wegen ihres Friedensengagements inhaftiert war. 1959 hatte sie beim Newport Folk Festival ihren legendären Auftritt, 1969 hochschwanger in Woodstock. Zuletzt engagierte sie sich gegen Landminen, den Irakkrieg und verschärfte Einwanderungsgesetze für Mexikaner. Ihr unermüdliches humanistisches und pazifistisches Engagement sowie ihre klare Sopranstimme brachten ihr zu Recht den Ehrentitel »Stimme und Gewissen der 1960« ein.
Autor*innen: Mary Wharton
Autor*innen: Rüdiger Sünner