"Sind Sie mit der Abschiebung einverstanden?" - Diese Formulierung ist eine typische Fangfrage des Richters, um die Anordnung der Abschiebehaft begründen zu können. - Abschiebungen - und somit auch die Abschiebehaft - sind Bestandteile eines Auswahlsystems. Der Staat, verkörpert durch Verwaltung und Polizei, behält sich die Entscheidung darüber vor, wer die Landesgrenzen passieren darf und wer nicht. Diese Grenzen sind jedoch nicht mehr nur Linien im klassischen Sinne, die den Staat nach außen hin abschließen. Wie ein Netz durchziehen sie mittlerweile das Innere der Gesellschaft. Wer kein EU-Staatsbürger ist und ohne gültige Papier im Inland in eine Polizeikontrolle gerät - auf Bahnhöfen und zentralen Plätzen, in Kneipen oder bei Ämterbesuchen - kann von den Behörden oftmals über Monate inhaftiert werden. Studentinnen und Studenten der Ethnologie an der Humboldt-Universität Berlin besuchen Gerichtsverhandlungen, betreuen und interviewen Abschiebehäftlinge, beschreiben die unmöglichen Haftbedingungen und setzen sich mit den politischen und juristischen Vorgaben von Innenminister Schily auseinander.
Buch, 94 Seiten