Auf Spurensuche nach 1968 in Lateinamerika
Lateinamerika lieferte im globalen Diskurskarussell um vierzig Jahre '68 zwar viele der Schlüsselbegriffe und Ikonen - ob Che Guevara oder Befreiungstheologie, Fidel Castro oder Stadtguerilla - als Schauplatz gesellschaftlicher Aufbrüche aber geriet der Kontinent nur selten in den Blick. Diese Leerstelle wird mit dem vorliegenden Band ausgeleuchtet. Denn '68 war auch für den "Kontinent der Befreiung" ein "Schlüsseljahr", wie Carlos Fuentes schreibt, in dem alles gleichzeitig in Bewegung kam: die Revolten an den Universitäten von Mexiko-Stadt, Rio de Janeiro oder Montevideo, die Radikalisierung der Proteste und die Verschärfung der Repression, das kulturelle Aufbegehren im Alltag und in den Künsten - durch die brasilianischen Tropicalisten oder die argentinischen Künstlerkollektive, durch Jugendkultur, Minirock und Antibabypille.
In dem Band werden Schlaglichter geworfen auf globale Motive, studentische Mobilisierungen, staatliche Gewalt und Guerilla-Bewegungen, aber auch auf Alltagskultur, Kulturproduktion und Erinnerung an das lateinamerikanische 1968. Vorgestellt werden einige ihrer interessanten Köpfe - etwa die Schriftstellerin Gioconda Belli oder die Schauspielerin Leila Diniz, der Autor Paco Ignacio Taibo II, Guerilleros wie Carlos Marighella und Pepe Mujica oder der Arbeiterführer Agustín Tosco.
Entstanden ist ein reich bebildertes Kompedium der gesellschaftlichen Aufbruchjahre in Lateinamerika. Zusammengestellt und geschrieben hat es eine neue Generation von Studierenden am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin. Sie haben sich auf Spurensuche gemacht nach Widerständen, Niederlagen und Utopien der 68er des lateinamerikanischen Kontinents, der auch heute wieder für viele ein Hoffnungsträger geworden ist.
Buch, 256 Seiten