
Über die Einsamkeit kommunistischer Gespenster und die Rekonstruktion der
Zukunft
Die lang erwartete Fortsetzung von Bini Adamczaks "Kommunismus" nimmt
einen unerwarteten Verlauf. Hatte die "kleine Geschichte wie endlich alles
anders wird" den heimlichen Untertitel "Kommunismus für Kinder", so wird der
zweite Teil den unausgesprochenen Namen "Kommunismus für Kommunistinnen" tragen.
Pünktlich zum Jahrestag der russischen Revolution führt die Re-Konstruktion
eines kommunistischen Begehrens in die Geschichte des Kommunismus und bürstet
diese gegen den Strich: von 1939 bis 1917. Vom Hitler-Stalin Pakt bis zur
Oktoberrevolution kreisen die Überlegungen Adamczaks um die Figuren von Partei
und Klasse von Verrat und Versprechen, um sie in ihrer Logik, aber vor allem als
Erfahrungen zu rekonstruieren. Die Autorin sucht das Trümmerfeld der Geschichte
nach den revolutionären Wünschen ab, die darunter begraben liegen. Aber es gibt
keinen unbeschadeten Zugriff auf die vergessenen Träume. Der Weg zu den
vergangenen Hoffnungen führt über deren Enttäuschung, über das doppelte
Scheitern der russischen Revolution, das unbewältigt immer noch anhält. Die
bergende Arbeit an der Geschichte ist somit eine Arbeit der Trauer, eine
Trauerarbeit, die das Buch einfordert und zugleich performativ vollzieht. Es
birgt eine vergangene Zukunft, die Gegenwart hätte sein können und Zukunft sein
kann: "gestern morgen".
Buch, 160 Seiten
12,40 €
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Art.-Nr.: 1291