Friede, Freude, deutscher Eintopf - Rechte Mythen, NS-Verharmlosung und antifaschistischer Protest
Ulrichsberg: Widerständig gegen rechtes Gedenken: Die Beiträge zu Geschichtspolitik und Erinnerungskultur fokussieren auf die spezifische Situation in Kärnten/Koroska und das umstrittene Ulrichsbergtreffen, eines der größten Treffen von Veteranen der nationalsozialistischen Wehrmacht und (Waffen-)SS in Europa. Ausgehend davon werden unterschiedliche Facetten des österreichischen Umgangs mit der jüngeren Geschichte sichtbar gemacht.
Ab 2005 fanden jährlich Gegenveranstaltungen - unter anderem in Form von
Zeitzeug_innengesprächen, Stadtspaziergängen und Demonstrationen - statt. Dass
2009 das Bundesheer seine Unterstützung des Ulrichsbergtreffens zurückzog und
die geplante 50 Jahr-Feier daraufhin abgesagt wurde, ist als Erfolg dieser
Protestaktivitäten zu werten.
Der Bogen der Beiträge reicht von einer
Auseinandersetzung mit den Traditionsbezügen des Bundesheeres und deren
Veränderung in den letzten Jahren, über die spezifisch kärntnerslowenische
Geschichte von Widerstand und Verfolgung, bis zur kaum diskutierten Frage nach
dem Andenken von NS-Täter_innen in der Wissenschaft. Ausgehend von den
verdrängten Geschichten unterschiedlicher Opfergruppen werden verschiedene
Aspekte der nationalsozialistischen Ideologie, Politik und Verfolgung an Hand
des regionalen Kontexts deutlich gemacht. Die Thematisierung des Zusammenhangs
von Desertion und Partisan_innenkampf bereichert die Debatte um die Opfer der
NS-Militärjustiz um eine zusätzliche Facette. Mit kritischem Blick und auf Basis
umfangreicher Recherchen leistet die Publikation einen wichtigen Beitrag zur
Analyse österreichischer Geschichtspolitik.
Buch, 420 Seiten
19,90 EUR
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Art.-Nr.: 3196