Im Jahr 1975 fand auf einer Terrasse in Rom ein historisches Gespräch statt, zwischen Claude Lanzmann und dem ehemaligen Wiener Rabbiner und letzten lebenden „Judenältesten“ Benjamin Murmelstein. Lanzmann arbeitete damals an seinem Film SHOAH (1985), der heute als eines der wichtigsten Werke über den Holocaust gilt. Doch die Zeitzeugenschaft von Murmelstein ist eine andere: Er spricht nicht über die Vernichtung der Juden, sondern über das Überleben, unter Aufbietung höchster taktischer Fähigkeiten. Murmelstein war 1938 von Adolf Eichmann als Rechercheassistent zwangsverpflichtet worden; später wurde er ins Vorzeige-KZ Theresienstadt deportiert, als stellvertretender „Judenältester“: Hier sollte er die Stadtverschönerung organisieren, denn Theresienstadt wurde ausländischen Hilfsorganisationen vorgeführt, um den vermeintlich humanen Umgang der Deutschen mit den Juden zu demonstrieren.
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