Welche Rolle soll und kann die Religion im gesellschaftlichen Leben spielen? Wo sind ihre Grenzen, was lässt sich beweisen, was ist menschgemachtes, manipulatives Märchen? Der französische Philosoph Voltaire (1694-1778) schrieb unnachgiebig für religiöse Toleranz, aber auch unerbittlich gegen die Religion und ihren Herrschaftsanspruch. Endlich versammelt nun ein Band alle fünf Katechismen Voltaires, in denen er das Thema der Religion auf Erden auslotet – zwei von ihnen erstmals in deutscher Übersetzung.
Die Gattung Katechismus, in der die Glaubensinhalte einer Konfession in Frage und Antwort fixiert sind, wird von Voltaire völlig auf den Kopf gestellt. In den prägnanten Dialogen zeigt sich Voltaires Ausnahmetalent, scharfe Kritik und schwere Grundsatzfragen unterhaltsam zu erzählen, pointenreich, voller Ironie. Die Gespräche spielen im alten China, in Aleppo oder Japan, die Figuren sind skeptische Prinzen, angehende Pfarrer oder weltweise Gärtner.
Voltaire spricht sich vehement gegen religiösen Fanatismus und Parteienhass, gegen Verfolgung von Andersdenkenden, gegen klerikalen Machtmissbrauch und Aberglauben aus. Aber er meißelt in den fünf Katechismen seine Religionskritik nicht in Stein, sondern öffnet durch Witz und Lebendigkeit Raum für eigenes Nachdenken, das sich von Autoritäten löst.
Buch, 144 Seiten (Hardcover)
Der Feminismus tut niemandem etwas zuleide? Und Feminist*innen hassen keine Männer? Die baskische Aktivistin IRENE ergründet Gefühle, die Frauen im Patriarchat nicht zustehen. »Gewalt«, schreibt sie, »ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Doch der Feminismus gilt schon dann als extrem, wenn er friedliche Reformen fordert.« IRENE erzählt deshalb Geschichten von Frauen, die sich gegen patriarchale Gewalt schließlich auch gewaltsam gewehrt haben: wütende Frauen. Frauen, die ihre Peiniger getötet haben. Frauen, die militant gegen das Patriarchat kämpfen. Frauen, die Terroristinnen genannt werden. Ihre Porträts werfen die Frage neu auf, wie weit ein friedlicher Feminismus eine soziale Ordnung aufrütteln kann, die selbst nicht friedlich ist. »Im Gegensatz zu den Männern, die von Misogynie angetrieben töten«, so die Autorin, »töten Frauen, um zu überleben.«