Die kommunistische Frage kommt nicht zurück - sie hat uns nie verlassen. Es ist der westliche Mensch selbst, der sie global verbreitet, indem er überall seine Verrücktheit der Besitznahme hinträgt. "Kommunismus" ist der Name des Möglichen, der sich immer dann offenbart, wo die Besitznahme versagt - bei einem wilden Streik, einem zerstörten Planeten oder einem radikalen Feminismus.
Die Katastrophe verfolgt uns als Gefühl statt als Begriff, solange wir das Potenzial in den Verhältnissen nicht erfassen, die uns eine ganz andere Möglichkeit unserer gesellschaftlichen, also kollektiven Existenz ermöglichen. Solange wir dieses Potenzial nicht erfassen, bleibt der Kommunismus eine Angelegenheit der Hypothese oder bloßen Idee.
Das Anliegen der in diesem Band versammelten Texte sowie der gesamten Arbeit von Tiqqun besteht darin, diese gegengesellschaftliche Ahnung zu erforschen, die wir derzeit nicht begrifflich fassen können. "Die Lösung des Problems, das du im Leben siehst, ist eine Art zu leben, die das Problem verschwinden lässt."
Das Kollektiv Tiqqun glaubt, dass das, was wahr ist, nicht mit einem Namen unterschrieben werden muss und agiert deshalb anonym. Tiqqun ist bei allen künftigen Formen der Sabotage in seinem Element. Das anonyme Kollektiv kritisiert die Gesellschaft nicht, um sie besser zu machen - es propagiert vielmehr überall den Zweifel an deren fortdauernder Existenz und attackiert die Machenschaften eines inneren gesichtslosen Feindes, der an einer permanenten Verschwörung gegen die Befreiung beteiligt ist. Tiqqun sagt eine massenhafte Flucht aus dem sozialen Kadaver der alten Gesellschaft voraus.
Zuletzt wurde 2010 mit Der kommende Aufstand unter der Autorenchiffre Unsichtbares Komitee (Comite Invisible) ein vielbeachteter Text auch in deutscher Sprache veroffentlicht.
Buch, 240 Seiten
Ich bin Karl Marx... was ich unter diesem Tuch mache? Oh, das ist eine lange Geschichte – es ist die Geschichte des Klassenkampfes, und die ist nicht nur lang, sondern auch traurig! Aber wir wollen mal sehen, ob wir ihr nicht ein glückliches Ende verpassen können. Denn wozu soll man das Ende einer Geschichte erfinden, wenn es kein gutes Ende ist?
Fragen, die jeder und jedem Linken unter den Nägeln brennen: Was meinte Marx mit Fetischismus? Wer war Rubinstein – der Kosename Freuds für seine Geliebte, ein in der Hypnosetherapie häufig verwendetes Pendel oder eher ein sowjetischer Psychologe? Wollten die Lokalisten in der Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts ein eigenes unabhängiges Parteilokal, ging es um lokale Autonomie oder ging es doch um eine lokale
Einheitsfront?
Was ist Kommunismus? Eine unerreichbare Utopie? Eine reine Fantasiewelt? Ist Kommunismus die Abschaffung des Privatbesitzes von Produktionsmitteln? Ist er die »Diktatur des Proletariats«? Das Ein-Parteien-System? Waren die realsozialistischen Staaten »kommunistische Staaten«, wie die bürgerliche Welt immer behauptet hat und worauf die Selbstdefinition ihrer politischen Träger – »Wir sind Kommunisten« – hinweisen könnte?
Ein Text der Gruppe "Solidarity" von 1972, der kurz und bündig auf 14 Seiten den Begriff "Sozialismus" definiert.