Krieg, Medien und Affekte
In zwei Essays und einem Interview beschäftigt sich Judith Butler mit der Rolle der Medien und besonders der US-Kriegsberichterstattung in den gegenwärtig geführten Kriegen. Im Zentrum stehen der Irakkrieg und das US-Gefangenenlager in Guantanamo.
Butler konstatiert, dass die moralische Verabscheuung von Tötungen und Gewalt von bestimmten Umständen abzuhängen scheint — die entsprechenden Reaktionen unterscheiden sich je nachdem, ob die ausgeübte Gewalt staatlich sanktioniert ist (wie im Krieg) oder nicht (etwa bei Attentaten). Nicht nur moralische Regungen, die Konstitution von Affekten überhaupt wird von Deutungsmustern bestimmt. Professionell befasst mit der Herausbildung derartiger Deutungsmuster aber sind die Medien. In Zeiten des Krieges sehen Teile der Medien es als ihre Aufgabe, das Bild der Überlebensfähigkeit der Nation zu sichern. Die eigene Destruktivität wird als gerecht, die Möglichkeit der eigenen Zerstörung hingegen als undenkbar dargestellt. In dieser Perspektive erscheinen einige Leben als nennens- und schützenswerter als andere.
Hier geht es um die Wahrnehmung — und damit um nichts Geringeres als um das Leben — ganzer Bevölkerungen. Wo welches Leben wie präsentiert und repräsentiert wird, hat tiefgreifende Auswirkungen darauf, mit welchen Affekten wir, im Krieg wie im Frieden, die prinzipielle Gefährdetheit des Lebens begreifen.
Buch, 112 Seiten
Der Lithograph und Buchhändler aus Fürth kam von der SPD zur Anarchistischen Föderation und in die anarcho-syndikalistische Bewegung. Dort übte er - der den anarchistischen Philosophen Gustav Landauer sehr schätzte - bedeutende Funktionen sowie geistigen Einfluss aus. Dieser Buchband präsentiert nebst einleitender Worte zu Fritz Oerter und seinem Wirken erstmals eine größere Auswahl seiner Texte gegen Krieg und Reaktion.
Ich habe hier nur den Ausgangszustand einer neuen Gesellschaft im Auge, einen Modus, der den sozialistischen Bürgerkrieg vermeiden könnte und allen vom kapitalistischen und bürokratischen Druck befreiten Menschen ermöglichen würde, sich nach dem Grade ihrer sozialistischen Erkenntnis, ihres Freiheitsbedürfnisses und ihres Wunsches oder ihrer Fähigkeit eines sozialen Lebens überhaupt zu gruppieren. Denn nichts kann die immer vielartige Menschheit plötzlich vereinheitlichen, nicht die Diktatur, nicht die Spontaneität
In offener Feindschaft mit dem Bestehenden, seinen Verteidigern und seinen falschen Kritikern, sowie andere italienische Texte derselben Machart, die zu dieser Zeit publiziert wurden, heben nicht bloß die Notwendigkeit eines Bruches hervor, sondern arbeiten auch eine anarchistische Projektualität des Aufstands aus. Diese Letztere schreibt sich in einen sozialen Klassenkrieg ein; weit fern von jenen, die diesen mit Hilfe von "Banden", "Gangs" und "Mafien", oder "mit egal welchen Mitteln", um Geld zu Gunsten der Subversion zu beschaffen, herbeizuführen beabsichtigen, und somit nichts anderes tun, als einen permanenten Bürgerkrieg zu theoretisieren, der schlicht den Horizont des Kapitals widerspiegelt.